Was ist schon normal?
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

„Ich wäre gerne gekommen, aber ich weiß nicht, ob ich dort gut hinkommen kann.“ Wer ein Handicap hat, fühlt sich oft ausgeschlossen. Treppen, Pflastersteine, zu enge Türen oder keine Behinderten-Toilette:  Städte, Bauwerke oder Veranstaltungen werden meistens von Menschen ohne Einschränkungen geplant. Die badische Stadt Rastatt geht einen neuen Weg: Sie bietet eine Internetseite für Menschen mit und ohne Handicap an. Läden, Museen, Veranstalter und viele mehr sollen ihre Angebote in ein Online-Portal eintragen. Mit doppeltem Effekt: Zum einen können Menschen mit Handicap schauen, ob sie an den Offerten beschwerdefrei teilnehmen können. Zum anderen soll der Blick von Bürgern für Behinderte geschärft werden.

Denn wer nicht gut zu Fuß ist, auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen, wer beim Sehen oder Hören eingeschränkt ist, wer langsamer denkt oder eine besondere Toilette braucht, kann oft am regulären Leben nicht teilnehmen. Betroffene resignieren, ziehen sich zurück und erleben mehrfache Behinderungen – durch die „Welt der Intakten“. Wobei eine „Behinderung“ auch für Mütter und Väter eine Rolle spielen kann: beim Hantieren mit Kinderwagen oder durch zu enge Parkbuchten.

Konzeption und Realisation der Website erfolgte durch unsere Agentur exakt in Abstimmung mit dem Fachbereich Jugend, Familie und Senioren sowie der Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Rastatt. Getestet und mit ersten Einträgen versehen durch den „Expertenkreis Inklusion“. Für blinde und sehbehinderte, gehörlose und schwerhörige Menschen, für Menschen mit weiteren körperlichen sowie geistigen Beeinträchtigungen. Oder eben für alle, die nicht ganz einfach durchs Leben kommen. So kann die Internetseite www.rastatt-inklusiv.de auf die individuellen barrierefreien Bedürfnisse eingerichtet werden. Dazu zählt natürlich die Einstellung für kontrastreiches Sehen oder mit Vorlesefunktion.

Die responsive Seite hat die Rubriken „Leben“, zum Beispiel mit den Themen Bildung und Erziehung, Einkaufen und Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege. Bei „Mobil“ werden Behinderten-Parkplätze, Behinderten-WC und Öffentliche Verkehrsmittel vorgestellt. Bei „Kultur“ geht es um Öffentliche Angebote, Vereine und Veranstaltungen und beim „Sport“ um Schwimmbäder, Sporthallen/Plätze und ebenfalls um Vereine. Jeder, der ein Angebot hat oder bewerten möchte, kann sich über eine Maske einfach anmelden und eine Auswahl anklicken: Themen und „Geeignet für …“ mit Kurzbeschreibungen.

So ist das Internetportal ein Auftakt und die Bitte, sich am Angebot tatkräftig zu beteiligen: Die Angebote zu bewerten und zu befüllen, damit die Stadt Rastatt für alle Personengruppen lebenswert ist bzw. wird. Ein Leuchtturmprojekt, das hoffentlich auch in anderen Städten Schule macht.

http://rastatt-inklusiv.de

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