exakt – sind wir Sozialromantiker?
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Haben Sie ein Vorbild? Und wenn ja: welches? Diese Fragen stellen wir jungen Menschen in Vorstellungsgesprächen bei exakt. Seit über 20 Jahren hören wir uns die Antworten an. Vieles hat sich verändert. Wurden früher oft Nelson Mandela genannt, Willy Brandt oder Mahatma Gandhi, zucken Bewerber heute oftmals die Schultern. „Ein Vorbild? Nein … ich weiß nicht.“ Manche zögern und nennen dann den Vater, die Mutter oder die Großeltern. Wir gehen als Agentur der Frage nach: Braucht man heute noch ein Vorbild? Und was muss ein Vorbild mitbringen bzw. was sind die NoGos?

Eines wird schnell klar: Ein Vorbild hat mit Untadeligkeit zu tun, mit Bewunderung, Respekt und dem Wunsch „genau so zu werden“. Wir eifern nach, was und wen wir toll finden. In Zeiten von Trump und Fake News, von Winterkorn und Dieselgate, von Armstrong und Doping, von Neymar und Abzocke, von Kirche und Missbrauch sehen Politiker, Wirtschaftsführer, Sportler und Kirchenvertreter oft schlecht aus. Kaum ein Star ohne Makel. Da wandert der Blick in die eigene Familie – wenn ein Verwandter sympathischer, ehrlicher und natürlicher wirkt.

Warum uns das Thema als Agentur für Kommunikation und Marketing wichtig ist? Weil unser System nur mit den Währungen Vertrauen und Zuverlässigkeit nachhaltig funktionieren kann. Weil wir ansonsten unsere Energie vor allem in Argwohn und Kontrolle stecken müssen. Weil wir kreativ sind, wenn wir als Team funktionieren, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann. Vorbild ist dann nicht nur der Promi in der Ferne, Vorbild sollte jeder in seinem Umfeld sein. Da müssen wir natürlich definieren: Welche Werte schätzen wir? Vorausgesetzt das ist die Basis für ein Vorbild bei uns. Schließlich nennen Amerikaner auch ihren Präsidenten Trump als „Man of the Year“ in ihrem positiven Sinne.

Sind wir Sozialromantiker, wenn uns bestimmte Standards bei der Arbeit wichtig sind? Wir arbeiten bei exakt ohne Stechuhr, jeder darf kommen und gehen, wann er will. Wir vertrauen, dass die Arbeit gemacht wird, dass jeder in seinem eigenen Rhythmus unsere Kunden und unser Team optimal bedient. Wir essen mittags zusammen, bekommen die Mahlzeiten von Restaurants in unseren spülbaren Schüsseln und Boxen. Wir nehmen uns Zeit für Gespräche und den Austausch. Wir schauen, wie wir ökologisch und ökonomisch eine sinnvolle Basis bedienen. Wir regeln Auszeiten und Heimarbeit. Wir haben ein Elektro-Auto bestellt. Und wir setzen auf den Nachwuchs: bieten Ausbildungsstellen und Praktika, fördern Schulveranstaltungen sowie Schülerförderungen und leiten junge Menschen bei unserer Jugendzeitung RAVOLUTION an. Das ist viel Invest in Zeit, Energie und Geld. Dahinter steckt kein unmittelbarer Gewinn. Aber wir setzen auf Nachhaltigkeit, Zufriedenheit, Fairness und Rücksichtnahme.

Jetzt sponsoren wir eine besondere Veranstaltung: „Keine Vorbilder in dieser Zeit?!“ fragen wir und versuchen Antworten zu geben. Zusammen mit Mitgliedern der Jugendzeitung RAVOLUTION und des Vereins „Junge Flüchtlinge Rastatt“. Dazu stellt der Autor Jens Rosteck am Freitag, 8. Juni, um 19 Uhr im Kellertheater Rastatt seine Biografie über die amerikanische Liedermacherin Joan Baez vor. Eine Ikone der Protestbewegung – und ein generationsübergreifendes Vorbild. Wir hoffen auf gemeinsame Besuche von Eltern und ihren Kindern. Mit dem Potenzial zu diskutieren. Wie war das denn früher? Gab es andere Werte? Andere Proteste?

Rosteck lässt Geschichten von Woodstock, Bob Dylan und Mick Jagger aufleben, berichtet von Joan Baez‘ Einsatz gegen Donald Trump. Mit viel Musik und Bildern. Die Mitglieder der Jugendredaktion RAVOLUTION berichten darüber, wie ihre Generation Vorbilder sehen, was diese mitbringen müssen und was gar nicht geht. Erwachsene dürfen in Erinnerungen schwelgen – und sich vielleicht die Leviten lesen lassen!

Eintritt frei . Begrenzte Sitzplätze . Einlass ab 18:30 Uhr.