Eine Ausbildung? Das ist crazy!
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Sobald in einer deutschen Daily-Soap eine hippe Werbeagentur vorkommt, steigen bei uns die Bewerberzahlen. Dann bin ich alarmiert und schaue mir an, welches scheinbare Berufsbild transportiert wird. „Hip“ habe ich schon genannt, natürlich auch „cool“, „stylish“ oder „überschäumend“ – damit sind die perlenden Getränke gemeint, die wir alle – klar doch – permanent bei der Arbeit trinken. Wie sollte man denn sonst kreativ sein und auf Ideen kommen? Willkommen in der Werbung. Willkommen im Reich der Klischees. Und schwupp wird – natürlich auf einem Apfel-Produkt – eine Taste gedrückt und die beste Kampagne ist schlagartig fertig. Dann bekommen wir nicht nur viele Bewerbungsmappen, sondern vor allem gespickt mit Fotos von jungen Menschen in aufreizenden Posen. Mit der Hoffnung, als neues Werbegesicht entdeckt zu werden …

Hallo! Bitte aufwachen! Die Traumblase zerplatzt bereits beim Eintreffen der Post in unserer Agentur. Wir bilden Mediengestalter (m/w) Digial und Print sowie Kaufleute (m/w) für Marketingkommunikation (wieder ab 2017) aus. Das klingt etwas sperrig und ist erstmal mit viel Lernen, Augen- und Ohren-auf sowie viel Eigeninitiative verbunden. Wer kreativ sein bzw. werden will, braucht das Handwerk als Basis – und viel Wissen für Transferleistungen. 

Zur Zeit haben wir drei junge Menschen in unserer Agentur: Jens lernt Mediengestalter Digital und Print, Christine (auf dem Foto links), die Azubine der Akademie der Media in Stuttgart, absolviert ihr 6-Monats-Praktikum bei uns und Aneta (rechts) ist auf Empfehlung der IHK Karlsruhe bei uns in der Findungsphase: „Ist Mediengestaltung der richtige Beruf für mich?“

Wir geben Schülern, Abiturienten, auch Studienabbrechern gerne die Chance, in unserer Agentur herauszufinden, ob sie für unseren kreativen Job geeignet sind. Oder wie wir es nennen, ob sie dafür „brennen“. Talent ist das eine, die Neugier auf Basics das andere. Grundvoraussetzung: nein, nicht die guten Noten im Schulzeugnis, sondern wie sich die Jugendlichen in der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch präsentieren. Wer sich nicht artikulieren kann und wer keine überzeugende Antwort auf folgende Frage hat, bekommt eine Absage: „Wie informieren Sie sich, was in der Welt, in unserem Land und vor unserer Haustür passiert?“ Die Antwort „Übers Internet“ reicht natürlich nicht aus. Wir wollen die Quellen genauer wissen. Und daran auch ablesen, wer sich für was und wie tiefschürfend interessiert.

Und was sagen die drei jungen Menschen, die derzeit bei uns sind?

Jens: „Ich hatte früh Interesse am Fotografieren, an Bildbearbeitung und an den Abläufen, wie eine Werbekampagne oder eine Internetseite entsteht. Ich habe aber mein Studium der Medientechnik nach drei Semestern abgebrochen, weil es mir zu theoretisch war. Ich bin der Praktiker.“

Christine: „Über das Schulfach Medientechnik habe ich mich für Design-Programme begeistert. In meinen Vereinen habe ich erste Flyer gestaltet. Jetzt gehe ich einen anderen Weg als manch anderer Auszubildender. Meine Ausbildung an der  Akademie der Media in Stuttgart besteht aus 2 Blöcken mit Unterricht und verschiedenen Praktika in Agenturen. Mit einem Team an einem Projekt zu arbeiten, ist für mich neu, jedoch lerne ich schon vom Zuschauen und dem Umsetzen sehr viel.“

Aneta: „Ich will mein Deutsch verbessern, viel lernen, auch im Team.“
Alle drei eint die Feststellung: Durch ihre Ausbildung lernen sie einen anderen Blickwinkel auf Medien. Jens: „Die Arbeit in der Agentur ist vielfältig und abwechslungsreich. Das macht den Beruf für uns spannender als z.B. „übliche“ Berufe wie Bürokauffrau-/mann oder ähnliche.“
Wen eine Ausbildung für 2017 bei uns interessiert, darf sich gerne bewerben. Bitte neben den üblichen Auflistungen und Zeugnissen wüssten wir u.a. gerne: Warum eine Ausbildung in einer Werbeagentur? Warum bei uns? Was bringen Sie ein? Und die berühmte Einstiegsfrage nach der persönlichen Informationsbeschaffung… Übrigens: Wir achten an zwei Stellen doch auf gute Noten: Im Fach Deutsch und bei Geschichte/Gemeinschaftskunde. Beste Chancen haben bei uns junge Menschen, die nebenbei jobben und/oder ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen.