Ein Hoch auf den Stromausfall?
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Unser Leben ist ohne Technik nicht mehr vorstellbar. Kein Wunder, dass in der Fastenzeit eine neue Art der Abstinenz vorgeschlagen wurde: der Verzicht auf Smartphones. Zumindest nicht der ständige Griff, um Nachrichten abzurufen. Unsere Abhängigkeit von Technik wird für mich besonders deutlich, wenn wir Stromausfall haben. Oder wenn ich auf Reisen mein Ladekabel für iPhone oder Laptop vergesse. Das Foto zeigt übrigens eine Adler Schreibmaschine Nr. 7, ungefähr aus dem Jahr 1922. Ein Stück Zeitgeschichte vor der Elektrifizierung. Steht bei uns im Eingangsbereich der Agentur. Quasi als Erinnerung an alte Zeiten. An bessere Zeiten?

Aber nein. Ein Vergleich ist gar nicht möglich. Wenn ich mich in unserer Agentur umschaue, dann ist unsere Gründerzeitvilla ein permanenter Gegensatz: Stuck trifft auf SMTP. Kronleuchter auf Kabel. Aber geht es uns Menschen nicht genau so: Ich bin geboren in einem Zeitalter ohne Internet und Mail, ohne Handy und Laptop. Lange vor Industrie 4.0 Ja, nicht mal mit einem Computer am Anfang meines Berufslebens. Meine mechanische Scheibmaschine hatte vier Begleiter: Ersatz-Farbband und TippEx, Schere und Klebstoff. Von wegen copy and paste. Aber ich will nicht in Nostalgie verfallen. Ich schätze die Möglichkeiten unserer modernen Technik. Und doch plädiere ich durchaus dafür, dass wir uns selber manchmal ausbremsen.

Vielleicht würde man neudeutsch von Entschleunigung sprechen. Mein Ansatz: Nicht alles, was möglich ist, auch ausreizen. Nicht alles benutzen, was uns in dem Augenblick zur Verfügung steht. Mich erinnert das an manchen Flyer, der vor unzähligen Farben und Schriften nur so strotzt. Was war das für eine augenbelastende Explosion, als jeder ein Riesentool an Werkzeugen auf seinem Homecomputer hatte. Plötzlich fühlten sich viele zum Designer berufen. Im Rausch der Möglichkeiten. Wie ein Kind, das erstmals einen Fischertechnik-Baukasten unterm Weihnachtsbaum findet. Oder bei mir war es ein Mikroskop, das mir die Welt im Kleinen zeigte. Im Kleinen … Heute heißt es nur noch: Think big!

Das Detail sehen, ohne das Große und Ganze zu übersehen. Das ist die Kunst. Die Herausforderung im Umgang mit unzähligen technischen Chancen. Vor allem mit den Möglichkeiten ohne Technik. Was können wir dann? Wie kommunizieren wir? Wie entwickeln wir? Wie produzieren wir? Ein Hurra, wer sein Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes versteht. Treten wir also ab und an mal einen Schritt zurück und fragen uns: Was kann ich? Ohne Hilfsmittel …

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