You can say you to me
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Der alte Kohl-Witz hat einen Bart: „You can say you to me“ nahm die mangelhaften Englisch-Kenntnisse aufs Korn. Können Sie sich noch an die Zeiten erinnern, als viele über Denglish klagten? Der Ärger über (vermeintlich) zu viele englische Begriffe in unserem guten alten Deutsch. Wer spricht heute noch darüber? Haben wir uns daran gewöhnt? Sind die Kritiker ausgestorben? Oder sind wir einfach Realisten in unseren globalen und technologisierten Zeiten? Als wir 2008 in unsere neue Agentur umzogen, hatte ich nach einem Interview kräftig verbale Schelte eingefangen. Dieses viele Englisch sei doch typisch für unsere Werbebranche. Dabei versuche gerade ich, Fach-Chinesisch zu vermeiden. Aber wollen wir wirklich andere Wörter für „mailen“, „Spam“ oder „Browser“ verwenden? Alle Versuche von Sprach-Gesellschaften, adäquate deutsche Begriffe zu finden und zu etablieren, scheitern bislang.

Der Vorwurf, der hinter dem Denglish steht, ist ganz oft: Warum lassen wir uns von den Amerikanern sprachlich in die Knie zwingen? Haben wir im Land der Dichter und Denker keinen deutschen Sprach-Stolz? Ich liebe unsere Sprache, aber sie ist nicht zementiert. Kein Mensch spricht wie zu Zeiten von Goethe und Schiller. Auch Kleistsche Schachtelsätze hätten heute keine Chance mehr, als gutes Deutsch gewürdigt zu werden. Sprache ist lebendig und entwickelt sich ständig weiter. Natürlich klage auch ich über die Verkürzung von Sätzen, wohl geprägt durch Twitter-Reglementierung und SMS-Ungeduld. Trotzdem sehe ich unsere Rhetorik nicht wirklich in Gefahr.

Sprache – das Schmiermittel unserer Kommunikation. Längst sehe ich viele Leute in ihrer Sprach-Kompetenz abgehängt. Kein Wunder, alles, was wir nicht üben, verlernen wir. Zumindest fällt es uns schwerer. Wer nicht liest, spricht meistens auch holpriger. Was das für unsere Gesellschaft bedeutet, finden Sie demnächst hier in unserem Blog. Wie sich Ihre Sprache entwickelt, hängt von Ihrer Einstellung und Ihrem Umfeld ab. „Ey, Mann, ey“, mag cool klingen – oder auch lächerlich. Je nach Ihrem Alter, Status oder wo Sie sich gerade aufhalten. Hören Sie sich doch selbst mal einen Tag zu. Denn in Ihrer Sprache transportieren Sie Ihre Persönlichkeit und drücken Charakter, Kompetenz, Empathie oder auch Anpassungsfähigkeit aus.

Kennen die Amerikaner eigentlich auch die Angst vor einer Überfremdung ihrer Sprache? Amerikanisch als Englisch zu bezeichnen, ist wohl vermessen. USA, der Schmelztiegel der Nationalitäten, ist ein Konglomerat an Sprachen. Hier wächst zusammen, was im Ursprung nicht zusammen gehört, aber pragmatisch zusammen findet. Und so gibt es auch deutsche Begriffe im Land der Einwanderer. Zwar angelsächsisch ausgesprochen, aber nicht verfremdet. Zum Beispiel: Kindergarten, Weltschmerz, Blitzkrieg, Dreck, Diener, Zwieback, Angst und natürlich Autobahn und Kraut. Welch ein Bild von uns Deutschen ergibt sich daraus? Ich überlasse Ihnen die Interpretation. In diesem Sinne: good luck today.

Was meinen Sie? Bitte schreiben Sie mir.